Der unheimliche Rotzi 31/32

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Teil III / Auf der Straße der Seide

31 / Apachenjagd in Kafiristan: Unter freundlichem Feuer

Eine Gerade ist die kürzeste Linie zwischen zwei Punkten, das lernt man noch in der Grundschule. Die kürzeste Linie zwischen Antiochia und Emamschar schneidet die Sechsunddreißigste Parallele auf jenem Teil des Kafiristans durch, den man als Irak bezeichnet. Da also irgendwo südlich der Stadt Mosul, aber so genau brauchen wir das auch nicht wissen, überquerten unsere beiden, nun schon legendäre Helden den biblischen Fluss Tigris, und zwar gerade auf der geographischen Breite dieser vermaledeiten Sechsunddreißigsten Parallele.

Was es mit dieser Parallele so an sich hat erfuhren Brittley und ihr nun schon gut abgerichteter Dog als sie gerade am staubigen Horizont der kafiristanischen Einöde plötzlich Grün und Silber erblickten: Das Wasser des besagten Flusses und die stark duftenden Gärten an seinen Ufern. Die obige Parallele war nämlich von einer legendären Weltpolizei für Unflugzone erklärt. Unflug- oder amerikanisch gesagt `No-Fly-Zone` bedeutete, nördlich der Sechsunddreißigsten Parallele darf sich kein kafiristanisches Flugobjekt blicken lassen. Lasse sich da irgendetwas Arabisches und Fliegendes blicken, wurde es von der Mordsmaschinerie der Weltpolizei gnadenlos abgeschossen.

Nun ist ein Fliegender Teppich und ob arabisch, arabischer geht es nicht, ist er ja ein Produkt der arabischen Phantasie. Also kam es, wie es kommen musste. Sie flogen ja entlang dieser Parallele und die Weltpolizei nahm es nicht so genau, ob man nördlich oder südlich davon flog.

Aber erleben wir dieses Abenteuer so, wie Brittley es erlebt hatte. Anders als Rotzi, der feige Hund, der sich natürlich wieder mal in die Hose machte, als Zeuge des Geschehens also total ungeeignet wäre, sah Brittley die Situation furchtloser, also auch realer und glaubwürdiger als ihr Hund.

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Der unheimliche Rotzi 30/32

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Teil III / Auf der Straße der Seide

30 / Das Wunschdenken, die unsichtbaren Roboter und
die Hightech-Logistik des Fliegenden Teppichs
oder
So angenehm lebt es sich in der verzauberten Welt

Kaum hatten sie das Problem der Reisegeschwindigkeit gelöst, bemerkte Rotzi das nächste Problem.

– Hier gibt es aber nichts zum Mampfen, sagte er plötzlich. Offensichtlich hatte er Hunger. In dem Augenblick wurde auch Brittley klar, dass sie Hunger hatte und sie blickte sich um.

In der Tat gab es auf dem Teppich nichts Essbares. Außer einer Unmenge von Kissen, auf die man sich bequem hinlegen konnte und einer großen Nargileh, die schien zum Inventar des Teppichs zu gehören, und selbstverständlich Brittley und Rotzi selbst sowie Brittleys Bagage, befand sich auf dem Teppich überhaupt nichts.

Man konnte also als Passagier ohne weiteres verhungern, es sei denn, man würde irgendwo landen und sich Proviant besorgen. Das würde wohl nicht allzu schwer sein, da unten sah man schon manche größere Ortschaft, wo man sich mit Lebensmitteln eindecken konnte.

– Ja, sagte Rotzi mit einer ganz unschuldigen Stimme: Auch als Multimillionär hat man so seine Sorge, nicht wahr? Man bezahlt hundert Dinare für eine Luxusreise und stirbt dabei den Hungertod.

Er sagte das, als mache er nur einen Witz, doch Brittley wusste genau, er verhöhne sie, weil er gemerkt hatte, wie gerne Brittley Multimillionärin spielte. Später fiel ihr ein, dass Rotzi doch nicht unbedingt mit ihr spottete. Vielleicht hatte er auch tatsächlich Angst, verhungern zu müssen. Aber auch sie hatte Hunger. Bald würden sie auf jeden Fall landen müssen.

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Der unheimliche Rotzi 29/32

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Teil III / Auf der Straße der Seide

29 / Auf dem Fliegenden Teppich

Das soll also dieses sagenhafte Kafiristan sein? fragte sich Brittley am nächsten Tag. Kafiristan hatte sie von ihrem Russenopi, von dem Mom spottete, er wäre ein noch größerer Revoluzzer als Lenin und Stalin und Mao zusammen. Der hatte immer so Theorien drauf, hatte neulich behauptet, alles von den Gestaden Libanons bis zum Indischen Subkontinent ist nur Kafiristan; Nichts als Sand und Kamele und der hoffnungslose Geist der Vorgeschichte.

Wie verabredet hatten sie ihren Fliegenden Teppich am Morgen bekommen und sind sofort gen Osten abgedüst. Abgedüst ist freilich etwas zu großartig gesagt. Düsen meint eben eine gehörige Geschwindigkeit und die Geschwindigkeit des Fliegenden Teppichs war richtig bescheiden.

Zunächst aber durfte sich Brittley köstlich amüsieren, natürlich über Dummhund Rotzi. Der feige Sauhund bekam freilich wieder seinen Anfall des unsäglichen Kleinmuts. Brittley hatte sich an ihm nicht satt sehen können, was für eine jämmerliche Gestalt er da war. Er traute sich nicht, über den Rand des Teppichs zu schauen, bewegte sich kaum, und wenn schon, dann so, als würde er ganz vorsichtig über rohe Eier balancieren. Als er Brittleys schadenfrohen Blick bemerkte, versuchte er sich natürlich sofort zusammen zu nehmen, das schaffte er natürlich am besten, indem er wieder mit einem seiner unsäglichen Sprichwörtern kam:

– Am Abgrund ist Vorbeugen schlechter als Heilen, sagte er frech, als hätte er überhaupt keine Angst, was natürlich nur dummes Gehabe war. Brittley erkannte das, weil Rotzi trotz seines heroischen Getues doch konsequent in der Mitte des Teppichs blieb.

Was noch dümmer war: Sobald Rotzi durch Brittleys gutes Zureden seine Ängste vergaß, wurde er wieder der alte, arrogante und unverschämte Rotzi.

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Der unheimliche Rotzi 28/32

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Teil III / Auf der Straße der Seide

28 / Der Schrecken der Basarhändler

Nun musste sich unsere Brittley natürlich blamieren. Die Blamage ist unausweichlich, wenn ein modernes Girl, das auf shopping in den Malls trainiert ist, auf einem Basar shoppen geht. Zunächst gehört aber gesagt, die Basare sind eigentlich nichts weiter als Shopping-Malls:

Viele Geschäfte auf engstem Raum, allerdings mit einem gehörigen Unterschied. Anders als in den Malls werden die Preise auf Basaren nicht festgesetzt. Sie sind rein phantastische Angelegenheiten und jeder kauft sich garantiert arm, der Basarpreise als Festpreise wahrnimmt. Auf einem Basar ist also wildes Feilschen angesagt. Je wilder, umso besser. So macht das Einkaufen aber noch viel mehr Spaß, als in den langweiligen Malls. Doch das muss man zuerst wissen.

Brittley wusste das nicht. Außerdem fühlte sie sich ohnehin immens reich, sie empfand ja schiere Leichtigkeit der Existenz. Brittley hatte Geld genug, um in Saus und Braus und schweinischem Luxus zu leben. Schließlich war Brittley auch und vor allem eine Dame, und so eine gibt sich unbedingt großzügig, ein paar Kupferdinare sind einer richtigen Dame von Welt unwichtig. Wollte also der Händler 89,99 Kupferdinare für ein erlesenes Top des angesagten Labels haben, ein Top aus purer Seide natürlich und daher enorm preiswert, so gab Brittley ihm die Hunderter-Banknote und erwartete kein Wechselgeld. Sind eh nur Peanuts desu. Sie bemerkte zwar, dass Rotzi ihr etwas sagen wollte, doch das beachtete sie nicht. Kaum auf dem Basar, wurde sie von unheilbarem Shoppingfieber erfasst und bemerkte nicht mehr, was um sie herum so vorging.

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Der unheimliche Rotzi 27/32

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Teil III / Auf der Straße der Seide

27 / In der sagenhaften Welt der Abbasiden

Ja, wegen dieses elenden Esels war Brittley nicht weniger froh als Rotzi, als sie endlich von einem Hügel aus Antiochia unter sich erblickten.

Da herrschte das bunte Treiben einer boomenden Hafenstadt. Nicht wenige Galeeren lagen im Hafen, wo die fleißigen Sklaven Kräne bedienten, mit welchen Paletten mit Amphoren ausgeladen oder eingeladen wurden. Die Amphoren sind so etwas wie Container der Antike gewesen, gut normierte Angelegenheiten für den Transport mannigfaltigster Waren, das wusste Brittley aus dem Unterricht. Es gab mindestens zehn solche Kräne, man sagt ihnen nach, die größten Kräne zu sein, die man in einem antiken Hafen kannte. Jeder dieser Riesenkräne wurde von etwa dreihundert Sklaven bedient, was meint, dort unten wuselten und ackerten mindestens 3000 Sklaven und ihre Antreiber ließen gut die Peitschen spüren um diese Masse am Laufen zu halten. Vom Hafen aus führten gleich drei mehrspurige Ausfallstraßen aus der Stadt hinaus, in alle drei Himmelsrichtungen also.

Die Straßen nach Norden und Süden waren vierspurig ausgebaut, die nach Osten, nach Aleppo und Palmyra, wo die Hauptlast des Fernverkehrs mit China lief, die sagenhafte Seidenstraße also, sogar sechsspurig. Auf allen drei Straßen herrschte ein Schweineverkehr, so etwas kannte Brittley auch von sich zu Hause: Die Ochsenkarren (die Lastwagen der Antike, auch das hatte Brittley in der Schule gehört) und die leichteren und sportlicheren Eselswagen stauten sich schon im Hafen, während der stadteinwärts strebende Verkehr bis zum Horizont reichte. Ganz üble Rushhours also, mit enorm viel Stress.

Brittley googelte nach einer guten Unterkunft und fand tatsächlich eine Herberge, die außerhalb der Stadt lag. Wieder ein Luxushaus natürlich, das wert war, ihr als Absteige zu dienen so lange sie in Antiochia weilte. Hier entließ sie ihre acht Begleiter mit ihrem Esel und gab jedem eine Handvoll Münzen mit. Die Jungs standen mit abgenommenen Turbanen vor ihr, waren sichtlich bewegt, wollten sich überhaupt nicht von ihr trennen. Es musste aber sein, das begriffen sie irgendwann und dann zogen sie weg.

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Der unheimliche Rotzi 26/32

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Teil III / Auf der Straße der Seide

26 / Hosianna, Zauberin!

Nach all den Abenteuern befanden sie sich hier, an der Küste Libanons, bereits auf der historischen Seidenstraße; von der versprach sich Brittley noch mehr Abenteuer. Zunächst aber stand sie vor einem einzigen Abenteuer: Wie sie jetzt aus dieser absoluten Pampa nach Antiochia gelangen könnten?

Die Landschaft herum war wie ausgestorben, nirgendwo eine Spur von höher entwickeltem Leben zu erkennen. Vögel und Insekten schwirrten durch die Lüfte, einige Reptilien krabbelten in der Landschaft und Krebse liefen hier und da am Strand umher, das war alles. Nur niedrige Intelligenz.
Per Smartphone aber, als sie die historische Karte des Gebietes anklickte, entdeckte sie eine Straße, eigentlich ein Weg für die Eselskarren, der sich an der Bergflanke in Richtung Antiochia schlingerte und auch durch einige Ortschaften führte. Also ging sie in Richtung der nächsten Ortschaft, mit dem quengelnden Rotzi im Schlepptau.

Die Ortschaft selbst war ein Dorf aus einigen Häusern, ungefähr hundert Leute, mindestens dreifach so vielen Ziegen und vielleicht ein Dutzend Grautiere, die den Dörflern in Sachen Schwertransport zur Hand gingen. Einige Olivenhaine und Hanffelder sah man da, sowie Boote am Strand, was auf Fischertätigkeit der Dörfler hinwies. Für Brittley war es irgendwie rührend, weil sie von allen Menschen richtig andächtig und begeistert begutachtet wurde.

– Wo sind wir hier? fragte Brittley in gutem Bimbo, die sie inzwischen von Rotzi gelernt hatte.

– Im Reich des großen Kalifen Harun al Raschid, antwortete ein Mann, der dem Anschein nach der Dorfälteste war. Der Greis hatte seinen Turban abgenommen und sprach mit gesenktem Kopf. Er fürchtete offenbar, durch Brittleys strahlende Helle um sein Augenlicht gebracht zu werden.

Er war freudig bereit, für Brittley einen Esel und zwei Treiber frei zu stellen, die sie nach Antiochia bringen sollten. Er wollte dafür noch nicht einmal eine Bezahlung annehmen, so dass Brittley ihm eine Handvoll Münzen richtig aufdrängen musste. Sie bekam nicht nur zwei Treiber mit, wie sie sich wünschte, ganze acht jungen Burschen mit Spießen und Keulen bewaffnet, sollten sie nach Antiochia begleiten und sich um ihre Sicherheit sorgen.

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Der unheimliche Rotzi 25/32

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Teil 2 / Die Reise in die Levante

25 / Die Eroberung Palästinas
oder
Ein Nachruf auf Anne Frank

Pünktlich nach Mitternacht legte die Exodus endlich in Palästina an. Sie hatten Glück weder von Briten noch von Beduinen entdeckt zu werden. Jetzt galt es, schnell von Bord zu gehen. Ari Ben Canaan leitete die Operation mit seiner üblichen Effizienz. Brittley und Rotzi nutzten das Durcheinander, um sich sofort abzusondern, sobald sie an Land waren. Sie verdrückten sich hinter den Felsen, setzten sich dann Richtung Norden ab, um nach Antiochia zu kommen.

– Die Richtungsbestimmung ist in Palästina überaus leicht: Hast du das Meer zur Linken und Berge zur rechten, dann gehst du nach Norden, laberte Rotzi: In Palästina ist das Meer nämlich westlich und Berge östlich.

Brittley brauchte aber seinen Rat nicht. Sie war gebildet, sie wusste genau, wie der Norden zu bestimmen ist, hatte sich schon nach dem Polarstern umgesehen und alles war ihr klar. Der dumme Rotzi, dachte sie sich. Es wurde ihr plötzlich klar, dass sie den schlechtgelaunten Hund immer öfters bedauerte. Irgendwie war Rotzi schon arm dran. Schlechtgelaunt heißt ja an und für sich (geistig) arm zu sein.

Sie hatten sich kaum einen halben Kilometer von der Landungsstelle entfernt, als dort ein schrilles Inferno ausbrach. Jedenfalls meinte Rotzi, das wäre ein Inferno. Da hörte man vom Norden das Brummen der Lastwagen der Briten, von Süden das böse Schnaufen der Beduinenkamele, dann eine wüste Schießerei, als die Kibbuzim das Feuer eröffneten. Die sind natürlich voll auf der Hut gewesen, warteten also nicht erst ab zu erfahren, was die Briten und Beduinen überhaupt wollen, sie währten sich sofort äußerst aggressiv.

– Hörst du? keifte Rotzi: Das ist ein wahres Inferno. Verstehst du jetzt, warum ihr Menschen dümmer seid als wir Hunde?

Ach, wie süß! dachte sich Brittley: Der arme Rotzi macht sich wieder mal in die Hose vor Angst, und lässt seinen Frust an Mir aus. Nein, mein lieber Dog! Nicht mit Mir.

– Du irrst. Das sind keine Menschen.

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Der unheimliche Rotzi 24/32

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Teil 2 / Die Reise in die Levante

24 / Mit Siedlern nach Palästina
oder
Eine Uzi für Anne Frank

Na ja, das war nun echt kein gutes Abenteuer, mehr so eines von der dummen Sorte. Um ein Haar hatte sich Brittley da unbeabsichtigt zum zweiten Mal als Brandstifterin betätigt, hätte die ganze Barbarossa-Suite abgefackelt, mitsamt dem schicken Donjon, und den Rest der Luxusherberge. Sie schlief nämlich mit der glimmenden Zigarre ein, und das ist so ziemlich das dümmste, was man sich erlauben darf. Bei Brittley war das natürlich nicht so schlimm, ihr passierte das Malheur nicht aus Dummheit, sondern aus Unerfahrenheit. Ihr war die Relation zwischen Ursache und ihrer Wirkung in dieser Hinsicht einfach noch nicht geläufig genug. Dumm aber wahr, ist das bei den jungen Menschen so. Sie haben sich erst Mal heftig zu verbrennen, dann scheuen sie von selbst das Feuer, das ist sprichwörtlich bekannt.

Zum Glück erwies sich Rotzi diesmal tatsächlich als Freund in der Not. Er hatte seine Nase wieder intakt, also schlug er bei kleinstem Vorzeichen eines Brandes Alarm. Brittleys mächtige Zigarre hatte gerade die Schlafdecke angesengt, der Rauchmelder hatte noch nicht reagiert, als er sie mit wütendem Gekeife weckte.

– Ja was ist aber jetzt du dummes Mädchen!? Willst du uns jetzt, wo wir so schweinisch reich sind, bei lebendigem Leibe verbrennen! Da wird der Hund in der Pfanne verrückt!

Das genügte. Brittley war augenblicklich wach. Sie erfasste die Situation mit einem Blick, griff zur Anrichte am Bett, wo eine Vase mit frischen Blumen als Dekoration diente, goss das Wasser über die Brandstelle und schon war die Gefahr vorbei. Das Bett war jetzt nass und eine Handvoll gelber und blauer Rosen bedeckte die Brandstelle. Das Arrangement auf dem Bett aus Satin war wirklich supi.

– Danke Rotzi, jetzt hast du Mir das Leben gerettet, hauchte Brittley matt ohne besondere Begeisterung. Nicht, dass sie dem Köter nicht tatsächlich dankbar war. Das schon. Aber sie war so müde, dass sie in jenem nassen und angebrannten Bett sofort einschlief, bettete sich einfach auf dornige Rosen und merkte das nicht einmal, so müde war sie.

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Der unheimliche Rotzi 23/32

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Teil 2 / Die Reise in die Levante


23 / Brittley alleine (mit Rotzi) im Luxushotel
oder
Im Rausch der Etesien und einer guten Zigarre

Da Rotzi nach der Geruchsvergiftung nur noch ein Häufchen Elend war, also so gut wie halbtot, verzichtete Brittley darauf, ihn sofort in den Hafenkaschemmen nach einer Mitfahrtgelegenheit schnüffeln zu lassen. Nicht, dass sie etwa Mitleid mit Rotzi hatte, er hatte es ihr ja beigebracht, dass man miteinander kein Mitleid haben darf.

Sie dachte mehr so praktisch: Nach dieser Marter, die Rotzis Nase in den letzten Tagen so zu ertragen hatte, wird sein Riechvermögen ohnehin ziemlich irritiert sein, da kann es dann leicht passieren, dass er ganz falsch schnüffelt. Nein, überlegte sich Brittley scharf, man muss das Vieh jetzt ein bisschen verwöhnen, wieder in Form bringen, dann wird es schon die beste Gelegenheit zu einem neuen Abenteuer erschnüffeln können.

Zumal Brittley auch selbst nicht gerade auf der Höhe war, auch ihr würde eine Auszeit gut kommen, eine kleine Rekreation, um die neuen Abenteuer, die sie hinterm Horizont erwarten, besser genießen zu können. Außerdem brauchte sie dringend Saft, um ihr Smartphone aufzuladen, und auch surfen würde sie jetzt gerne einen ganzen Nachmittag und Abend. Dazu hatte sie etwas zivilisiertere Zahlungsmittel nötig, als die Dukaten, die sie hatte, die ein jeder 1000 Euro wert war, also ziemlich unhandlich. So ging sie zuerst zur Bank gleich da im Hafen. Da legte sie der Kassiererin 1000 Dukaten in Form von osmanischen Staatsanleihen vor – und in der Bank brach eine Gierpanik aus.

Immerhin kommt da ein halbes Kind und legt eine Million Euro auf den Tresen: Hier, bitte, eine Million Euro, würden Sie Mir bitte das auf ein Konto gutschreiben? Die Kassiererin konnte sich vor Ehrfurcht vor einem Kind, das so schweinisch reich ist, nicht mehr halten, sie bat Brittley mitzukommen, brachte sie zum Bankchef. Als der hörte was los ist, geriet auch er in Panik:

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Der unheimliche Rotzi 22/32

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Teil 2 / Die Reise in die Levante

22 / Brittleys Erzählungen
oder
Das Risiko der unvollkommenen Lüge

Woher der mörderische Geruch der Galeere kam, erkannte Brittley sobald sie am Bord war. Natürlich hatten die Ritter auch ihre Schlachtrosse mit, alles im allem sechzig Pferde. Im Bauch der Galeere litt all das Vieh schlimm an der Seekrankheit, reiherten wie blöde, kotzten alles voll. Das Schiff roch richtig penetrant nach Pferden, die sich besoffen haben und sich nun was das Zeug hält übergaben. Wie Brittley später erfahren wird, hatten die Ritter den Pferden tatsächlich Bier und Wein zu saufen gegeben, um sie von der Seekrankheit zu heilen.

Die wahre Pestilenz kam aber davon, dass sich der Geruch der Kotz-Pferde mit den ohnehin richtig unerträglichen Ausdünstungen der Rudersklaven mischte. Wie Brittley das schon von den diversen anderen Sklavengaleeren kannte, wuschen die sich ja niemals und da sie angekettet waren konnten sie ja auch nicht austreten, besorgten ihre Notdurft also an Ort und Stelle und die Mischung dieser beiden Komponenten wurde nun wahnsinnig unerträglich. An sich sind alle Galeeren wahre stinkende Pisspötte gewesen, diese aber schlug einwandfrei dem Fass den Boden aus: Sie war noch Meilen gegen den Wind zu riechen und alle anderen Schiffe nahmen Reißaus, sobald sie sich am Horizont zeigte. Um bloß nicht in den Dunstkreis dieses Stinkschiffes zu geraten!

Die Kreuzritter in voller Rüstung machten Brittley nicht direkt Angst, doch sind sie ein wenig unheimlich gewesen. In ihren Panzern sahen sie doch ein bisschen wie Roboter aus, und das war schon irgendwie ein wenig komisch, von einer Rotte sprechender Roboter aus der Seenot gerettet zu werden.
Natürlich musste sie sofort eine Geschichte abliefern; das ist das dumme an den Rettern, dass sie immer eine Erklärung haben wollen, warum jemand in eine rettungswerte Situation geraten ist, warum man also unbedingt gerettet werden musste.

Doch da Brittley neuerdings Gefallen an dem Geschichtenerzählen gefunden hatte, war ihr das nicht lästig, also legte sie aus dem Stegreif los. Sie erzählte natürlich nicht die wahre Geschichte, sie war ja nicht verrückt. Die Malteser, die reinrassigen christlichen Ritter, die da bei der Verteidigung des Glaubens zu sterben bereit seien, die hätten es bestimmt nicht gerne gehört, wie Brittley sich als Mata Hari mit den verhassten Sarazenen eingelassen und die Christen verraten hatte, was diese um ein Haar eine beachtliche Flotte gekostet hätte.

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