Die Eliten und die Armen

Hier meinten wir, die Haitianer werden von der Politik nicht nur im Stich gelassen, sondern auch verarscht. Das gilt natürlich nicht nur für Haitianer, sondern für alle Armen dieser Welt.

Kann man sich das überhaupt vorstellen, wie die Politiker sich einen ablachen, wenn sie unter sich über Haiti oder sonstigen Armenhäusern dieser Welt reden?

Versteht man den wahren Witz der Sache? Den Politikern geht es überhaupt viel zu gut, um sich die Probleme des Elends, das direkt vom Hungertod bedroht wird, auch nur vorzustellen. Wie sollen sie dann diese Probleme lösen? Die Überlebensbedingungen der Massen sind von solchen der Eliten total verschieden. Die untersten Massen (zu welchen auch die Haitianer gehören) kämpfen direkt ums Überleben; die elitäre Menschen, kennen diese Art des Kampfes praktisch überhaupt nicht. Sie leben ja bereits in einer zukünftigen Welt, die weitgehend automatisiert und auch ansonsten abgesichert ist. Sie haben praktisch auch keine praktische Sorgen – Sorgen wie: wo finde ich morgen etwas Essbares für mich und Familie? Ihre Sorgen sind rein theoretischen, intellektuellen Natur (wie erhalten wir uns auf der Macht, und so), sie haben auch niemals gelernt, mit praktischen, existenten Sorgen umzugehen.

Wie können sie also die Menschen zufriedenstellend managen, die ihre ganze Existenz in solchen Sorgen verbringen.

Ausführliche Langeweile

Da redet man im Fernsehen über einen Autor. Leider ist mir nicht bekannt über welchen, den Namen hatte ich nicht mitbekommen. Jedenfalls sollte der behauptet haben, das, was andere in einem Absatz sagen dehnt er auf zehn Seiten aus.

O weia! Muss der Mensch ein übler Langweiler sein!

Der Autor, der interessant schreiben will, muss das, was andere in einem Absatz verzapfen, in einem Satz sagen können.

Der erste Schnee

Das war keine angenehme Überraschung gestern. Den ganzen Tag roch es nach Schnee, gegen Spätnachmittag war er endlich da, bedeckte im Nu den Garten mit dem eisigen Weiss. Heute sieht der so aus.

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Dann steht man am Fenster, beobachtet den Schlamassel und träumt vom Süden und Tropen und Inseln im Passatwind. Nun sind die leider unerreichbar. Der Winter droht, just wie es in dem alten, genialen Lied der jugoslawischen Gruppe `Suncokret` (Sonnenblume) `Der erste Schnee` heißt:

Es kommen schwere, schwere Zeiten.
Du weißt es:
Es kommt der Winter, lang und kalt,
macht zu die Tür, zünde an das Feuer,
es fällt der erste Schnee…

Als dann aber die tiefsinnige Musik die Lebensgeister aufweckt, besinnt man sich der Pflicht, als denkendes Wesen auf alle Widrigkeiten des Wetters und sonstigen Schicksals zu pfeifen, und schon fallen einem die Kindheitsverse ein, mit welchen der serbische Dichter, Aufklärer und Pädagoge Jovan Jovanović Zmaj den Winter bespottet:

Zima, zima, e pa sta je!
Akoj zima, nije lav.
Zima, zima, pa neka je:
Ne boji se ko je zdrav.

Hier in (unvollkommenen, etwas holprigen) Übersetzung

Winter, Winter, ja und was dann!
Ist es Winter, ist kein Löwenschlund.
Winter, Winter, es soll auch sein:
es fürchte sich keiner, der gesund.

Und dann wirft man sich stolz in die Brust: KOMM, DU DUMMER WINTER! – was kannst du uns noch anhaben!

*

Und da es so schön war hier noch eine Version des schönen Liedes. Hier in gefälligen Ausführung der Balkan-Madonna Alexandra Sladjana Milosevic.

Scheizz in die Wahlurne auf Haitianisch

Die Haitianer, vom Schicksal gar zu hart gebeutelt (und von der Politik nicht nur im Stich gelassen, sondern auch vorzüglich verarscht), haben das noch besser als Ägypter begriffen was für schäbiges Zirkus man ihnen mit der Wahl vormacht. Das mag vor allem daran liegen, dass Haitianer noch ärmer und verzweifelter sind, als Ägypter, also machen sie mit ihrer Wahl kurzen Prozess: sie überfallen Wahllokale, verprügeln die Aktivisten da, zertrümmern Einrichtung und zerstreuen den Urneninhalt in alle Winde.

Und so gehört es auch, mit der Wahl der Eliten umzugehen.

Wollen die Oben es nichts anderes haben, so wird man sie zwingen müssen zuzugeben, dass sie, egal ob Wahl oder keine, nur zu ihrem Wohl sozusagen `regieren`. Um das zu erreichen muss man ihnen das Instrument der Wahl aus den Pfoten schlagen. Gib es dann keine Wahl, so werden sie trotzdem ihren Terror ausbreiten (müssen). Dann werden auch die total Einfältigen begreifen, dass Eliten zwingend faschistisch sind und nur mittels Terror (der Lügen) regieren können.

Scheizz in die Wahlurne

Wie man stolz meldet, hatte die Parlamentswahl in Ägypten gerade jeden vierten Fellachen interessiert. Schlagzeile des Tages hiess nämlich:

25 Prozent Wahlbeteiligung in Ägypten

Aus unserer Sicht auch noch viel zu viel. Das heißt ja, dass es immer noch zu viele Deppen gibt, die das Gerede der Politik und Medien noch ernst nehmen.

Das müssen wir ändern. Heutige Aufklärung besteht darum grundsätzlich in der `Entzauberung` der demokratischen Wahl, der Demokratie an sich, jeglicher Politik.

Der grosse Unterschied

Auf die letzte Glosse über Neuss lasse sich gut folgende Überlegung anknüpfen.

Was unterscheidet den Menschen, der individuell (also nicht erfolgssbezogen) denkt, von dem Massendenken (das ausschliesslich auf Erfolg ausgerichtet ist)?

Er ist hier nur, um eine gute Arbeit abzuliefern. Gut natürlich im Sinn der Zukunft. Erfolg, Ruhm, Reichtum, Luxus – das sind alles nicht seine Interessen. Für ihn zählt nur eine ehrliche Arbeit.

Dabei muss es natürlich nicht heissen, dass er irgendwie politisch engagiert ist, dass er an das Wohl der Menschheit denkt. Ihm ist eben nur seine Arbeit wichtig. Nicht die Resultaten dieser Arbeit, sondern nur, dass sie (im eigenen, individuellen Sinn) möglichst vollkommen geliefert wird.

Wir befinden uns auf der Schwelle des Zeitalters des Individuums, und da sind nur individuelle Errungenschaften gefragt.

Neuss, Haschisch und Erfolg

Ich bin ein abschreckendes Beispiel.
(Wolfgang Neuss, über die Schädlichkeit des Kiffens)

Wie hier behauptet, war Wolfgang Neuss, der Mensch mit der Pauke, ein von den grossen Vorbildern Kungfutius’. Vor allem sein unerschrockener Umgang mit den Eliten, vorzüglich Politikern, hatte es unserem Kungfutius damals schwer angetan.

Nur in einer Hinsicht belächelte Kungfutius seinen Meister. Was es des Kiffens angeht, da hatte Neuss nicht begriffen, was Hanf ist, was man davon hat und wie man es benutzt.

Warum Neuss, der so gut wie alles durchschaut hatte, was die Existenz so bietet, in dieser Hinsicht versagt hatte, lasse sich ohne weiteres rationalisieren. Dieses Versagen ist Neuss’ Professionalität zuzuschreiben, bzw dem Erfolg, den er hatte. Als einem erfolgreichen Autor war ihm klar, dass das Publikum ganz bestimmte Erwartungen auf ihn hat. Diese Erwartungen sind aber nur mit einer konventionellen Arbeit zu erfüllen gewesen, und das, was Neuss schwer bekifft produzierte, war einfach viel zu wunderlich, um vom Publikum angenommen werden zu können. Zumal in der Zeit des Wirkens von Neuss. Da hatte man von cannabisgepowerten Denken rein gar keine Ahnung; das Gerede der kiffenden Studenten wurde vom Publikum als (gemeingefährlicher) Irrsinn verstanden.

Und das war für Neuss zum Verzweifeln. Bald könnte er überhaupt nicht mehr ohne Hasch arbeiten, doch alles, was er mit Hasch produzierte, war der bare Unsinn. Da er aber zu sehr auf seinen Erfolg beim Publikum fixiert war, gelang es ihm nicht zu erkennen, dass er mit Hasch eine neue Kommunikationsebene betreten hatte, dass es seinem Publikum eigentlich im Voraus war*.

So gab sich der geniale Komiker auf. Warf sich weg und behauptete, die Droge hatte ihn weggeworfen.

*Um das zu erkennen, hätte er seinen Erfolg beim Publikum vergessen müssen, und das geht wohl überhaupt nicht. (Deshalb hatte Kungfutius stets jeden Erfolg verschmäht. Erfolglosigkeit im Zeitgeist ist die Formel der erfolgreichen Arbeit an der Zukunft.)