Wie schon mal anhand der Analyse des Feedjit-Counters festgestellt befindet sich die Gesellschaft auf einem ganz schönen Selbstmordtrip. Das Interesse für den Selbstmord der dreien Mädchen, die sich mit Kohlenstoffmonoxid aus dem Einweggrill umbrachten ist riesengross. Es ist natürlich klar, warum sich so viele für so einen Tod interessieren: die Methode ist einfach, kann bei einigermassen sorgfältigen Vorbereitung quasi nicht schief gehen, ist schmerzlos und problemlos zu besorgen.
Und doch.
Einweggrill als Highway To Hell ist natürlich eine Traurigkeit. Er bezeugt selten deutlich Kulturverfall, unter dem die Gesellschaft leidet. Nichts gegen Selbstmord, natürlich. Das ist unter Umständen sehr elegante Methode, sich als Dissident zu definieren, als extrem aufgeklärter Mensch also, der es satt hat, sich mit dieser total versauten Gesellschaft abzugeben. Allerdings sollte man schon wissen, was man da tut. Einweggrill und Kohlenmonoxid bedeutet auch die Vermassung des Selbstmordes als Protest; das ist eine Methode der Armen (im Geiste [= kulturlosen]), sich so umzubringen, dazu braucht man kaum Bewusstsein. Zu so einem unkultivierten Selbstmord gehört viel Feigheit zu. Die grenzt sich selbst ein.
Da gibt es eine Überlegung zum Selbstmord, die von Denis Hopper stammt. Dass Hopper ein Mensch war, der wusste was er redete, ist klar. Immerhin ist Hopper zusammen mit Orson Welles das Grösste überhaupt, was die amerikanische Filmkunst hervorgebracht hatte. Bei welcher Gelegenheit Hopper sich diese Gedanken gemacht hatte, ist nicht bekannt, das tut aber nichts zu Sache, die Gedanken sind schon von universeller Art.
Willst du dich schon umbringen, dann tu das wenigstens mit einem gewissen Format, mit Klasse. Geh, zum Beispiel, in den Zoo, spring in den Käfig der Gorillas oder in Löwenkäfig hinein, und scheuche die Bestien auf. Oder suche einen Cop auf, zeige ihm deinen Pullermann, sage: `Gratulation, Officer! und erschiesse dich. Oder fahre in den übelsten Nigger-Ghetto der Stadt, suche die brutalste Gang auf und leg dich mit ihnen an. Falls irgendwie möglich stelle es sicher, dass der ganze Shit auf Video aufgenommen wird, damit man dich in Youtube ewig sehen und über dich lachen kann.
Das mit Lachen geht klar. Für meiste von uns wäre es ein Gewinn, würden wir den Rest wenigstens zu einem Lacher bringen. Was aber richtig persönlichen Profit bringt, das ist diese Aussicht auf Ewigkeit, die wir uns mit Youtube und dem ganzen Web erschaffen haben. Im Web geht bald tatsächlich nichts mehr verloren, und man denke bloss nicht, dass das ein schwacher Trost ist: wir wissen nicht, wozu uns solche Schätze des Internets eines Tages gut sein werden.
Aber eigentlich ging es hier um eine Frage: kann das sein, dass es in der Halloween-Nacht mehr Selbstmorde gibt als sonst? Das würde nämlich auf wenigstens Reste der Kultur deuten. Kulturmensch besinnt sich quasi wer er ist, und schreitet mit einer gewissen Tradition in den Tod. Mit einer gewissen Tradition: Halloween ist ja die Nacht der Toten.