Wo alle Türken, da auch der dumme Mujo

Gdje svi Turci, tu i blesavi Mujo! heisst ein Balkan-Spruch. Wo alle Türken (hingehen), da (geht) auch der dumme Mujo hin, heisst das auf gut Deutsch.

Der Spruch stammt noch aus der Zeit, als die Osmanen die Region unter Kontrolle hatten. Da traten viele Slawen zum Islam über, wurden aber von den anderen verachtet, die lieber den Türken-ZulumFN ertrugen, als ihren Glauben aufzugeben. Da die Nachtürken (Poturice im Original, für `poslije` [nach] und `turci` [Türken]), wie man die Konvertiten nannte, stets die Nähe der echten Osmanen suchten, kam es zu dem Spruch.

Zunächst hiess der Spruch anders: Wo alle Türken, da auch der kahlköpfige Mujo, hiess es in der Türkenzeit. Damals dürfte man die Konvertiten nicht beleidigen, nicht als Dummköpfe bezeichnen, also nahm man Zuflucht zu dem unverfänglichen Adjektiv, denn alle wussten sowieso, was es bedeutet. Kahlköpfig, das ist so etwas wie nichts am Kopf, nichts im Kopf. Später hiess es dann offen: dummer Mujo.

Dummer Mujo ist ein extra verachtungsvolle Bezeichnung, da ein Pleonasmus. Mujo ist nämlich eine slawische Abkürzung für Mohammed, zugleich aber bedeutet der Ausdruck in südslawischen Sprachen `Dummkopf`. Da aber auch der Adjektiv `blesavi` dumm bedeutet, so heisst das `der dumme Dummkopf`. Blesavi Mujo ist auch heute noch Bezeichnung für slawische Konvertiten. Es gibt auch eine Myriade von Witzen, die man sich auf dem Balkan erzählt und die von der Mujos und anderer Nachtürken-Dummheit handeln. (Da gibt es neben Mujo, noch sein Freund Haso (= Hasan) und Mujos Freundin Fata (= Fatima) die grundsätzlich eine üble, ungewaschene Hure ist, manchmal auch noch ein Mufti (der noch dämlicher ist als alle anderen).

Hier eine Kostprobe eines Mujo/Fata-Witzes:

Mujo und Fata feiern 30-en Hochzeitstag.
– Was gibt’s zum Essen? fragt Mujo
– Tschewaptschitschi, sagt Fata und bringt das Essen auf den Tisch: in einem riesigen Fladen ein einziges Tschewaptschitsch, klitzeklein und mickrig.
– Ja, schwarze Fata, was ist den das? fragt Mujo.
– Das ist nur, damit du fühlst, wie es mir mit meinem grossen Fladen 30 Jahre lang mit deinem kleinen Tschewaptschitsch zumute war.

Nun kommt sich auch unser Kungfutius wie so ein dummer Mujo vor. Entgegen seiner ursprünglicher Überzeugung, auf gar keinen Fall zu WordPress zu wechseln, musste er nun unter dem Druck der Tatsachen, entweder den Blog aufzugeben oder sich doch mit WordPress zufrieden zu geben, in den sauren Apfel beissen und dort hingehen, wo alle blog.de-Blogger gingen: wo alle Blogger also, da auch der dumme Kungfutius. Ja, nun gibt es auch WordPress-Kungfutius. Sehe hier:

Zwar verachtet sich Kungfutius wegen dieses Verrats an sich selbst, doch die Alternative, fast 10 Jahre Arbeit zu verlieren, ist an sich unakzeptabel.

Weiter also mit WordPress. Bei dem Umzug wird auch der Titel und der Header des bisherigen Kungfutius Tagebuchs geändert. Nun wird der Blog Kungfutius Endzeitstories heissen und mit dem Header auf der Basis dieser Gustave Dores Illustration für Don Quijote versehen.

Bei dieser Gelegenheit ein grosses Dank an unseren Grilleau (der ist, übrigens, nun unter diese Adresse zu finden), der selbstlos diese unvorstellbare Arbeit der Umsiedlung meines riesigen Blogs (immerhin mehr als 12.000 Einträge und über 500 MB Bilder) besorgt hatte. Das war eine riesige, zeitaufwendige Arbeit, die mit nichts zu bezahlen ist. Ohne ihn wäre ich echt am Arsch; ich selbst hätte das nicht im Traum hingekriegt.

Also, Stefan, noch einmal: Riesendank für diesen tollen Freundschaftsbeweis! Das werde ich dir nie vergessen.

Grilleau wird aber nach meinem Tod über mein Blog-Archiv verfügen. Da gibt es noch eine Masse von unveröffentlichten Dingen. Falls er ab und zu Lust hat kann er etwas davon rein stellen. So kann der streitbare Wanderritter in Sachen Kultur dem Publikum noch eine Weile erhalten bleiben.

Ich bin seit einigen Wochen schon im Sterbehospitz. Hatte auch
einige harte Zeiten zu überstehen, nun wird es ruhiger, dadurch auch die Hoffnung auf einen menschlichen Abgang.

Denn während ich in so einer Ruhe vegetiere, die ich wohl niemals in meinem hetzreichen Leben kannte, komm ich nicht umhin, sich an all die schönen Dinge zu erinnern, wobei selbst die unschöne Dinge (wie etliche Versuche des Mobbings von Kungfutius) in dieser Reminiszenz eine gute, also an sich schöne Bedeutung bekommen. Ich weiss ja, dass ich wegen meiner schonungslosen Offenheit kein angenehmer Zeitgenosse war/bin, und entschuldige mich dafür. Man darf mir auch glauben: a) nichts war wirklich boshaft gemeint; und: b) ich könnte nichts anderes. Keiner von uns kann etwas dafür, wie er geraten ist. Ich jedenfalls trage niemanden etwas nach.

Eben darum gehört es, bevor die wunderbare Titanic von einem Blog untergeht (da gerade am Freitag im Paris hatten wir den Eisberg `gestreift`), zu der Laudatio auch ein Grosses Dank für alles, was sie uns gegeben hat.

Ladies, Gentlemans! – es war mir ein Vergnügen und eine Ehre, mit Ihnen und für Sie bloggen zu dürfen.


Vale!

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