Gerade lief da vor 2 3 Tagen im 3sat `Profit um jeden Preis`, eine Reportage von Ingolf Gritschneder über eine verbindliche Ethik im Wirtschaftsleben. Man untersuchte da, wie sich die vielen Lippenbekenntnisse über Moral, die in der Wirtschaft neulich zu hören sind, mit der wirtschaftlichen Praxis vertragen, zB mit der Tatsache, dass trotz Milliardenprofite die Belegschaften gnadenlos abgebaut werden.
Ein Wirtschaftsmensch meinte da, dass die Grundmaxime der Moral, das berühmte Kantsche Postulat, dass man den anderen nur das antun soll, was man selbst angetan haben möchte, auch im Wirtschaftsleben unbedingt befolgt werden muss.
In Europa (ebenso in Japan und in meisten anderen Wirtschaften) wäre das bestimmt kein Problem. In den Kulturen, die bis in das 20. Jahrhundert stets den Adel als Kulturvorbild hatten, war das eine Selbstverständlichkeit, den anderen mit Achtung zu begegnen. Und das war auch in der Wirtschaft der Fall. Diese Hemdasärmligkeit, mit der die (viele bis meiste) europäischen Betriebe ihre Belegschaften nur als Faktor anschauen, der den Profit stört, ist in der Tat durch den Druck erzeugt, der in der Globalen Wirtschaft herrscht.
Die globale Wirtschaft wird bekanntlich und unbestreitbar von den Amis kontrolliert.
In den USA aber haben wir eine andere Situation hinsichtlich der Moral, als sie in Europa war. Die amerikanische Kultur (eigentlich sollte man es aus der bisherigen Sicht der Dinge als `Kultur` bezeichnen, als eine Pseudokultur also) entwickelte sich in ihrer Anfangsphase ohne irgendwelche Kontrolle von Oben.
Der Mangel am Adel bedingte den Boden für die Demokratie, in der freilich nicht das Volk zu sagen hatte, sondern die Schlauesten des Volkes, die es dank ihrer Chuzpe auf die Führungspositionen gelangten. So ist die Grundhaltung der Ami-Kultur die Gepflogenheit, sich alles erlauben zu dürfen, solange man es nur schlau genug anstellt. Betrug ist das eigentliche Herz der amerikanischen Kultur. Es ging ja, besonders damals, als die Ami-Kultur konditionieret wurde, in den Wildnissen der Neuen Welt, ums nackte überleben, und das könnte man am besten, wenn man sich ohne Skrupel und ohne Rücksicht auf irgendwelche Moral knallhart durchsetzt.
In der Neuen Welt war man tatsächlich frei. Auch für jede Gemeinheit. Und da durch Gemeinheit (= Betrug / Bauernfängerei) am leichtesten ist, `den Erfolg zu haben` (= reich [= `mächtig`] zu werden), so entwickelte sich die Ami-Kultur eben zu einer Kultur der Bauernfängerei (= der praktischen Heuchelei). Bekannt ist der Ami-Spruch `Greenhorns pay!`, der die Bauernfängerei als gottgefällig heiligte.
Das Problem war eben, dass der ehrlichste Bauer eigentlich der dümmste ist (man denke da bloss an Don Quijote!). So setzten sich da die grössten Bauernfänger als die Klügsten durch. Und diese Haltung der Heiligen Bauernfängerei hat dann freilich auch die ganze Ami-Wirtschaft bedingt.
Das ist also kein Wunder, dass die Amis so erfolgreiche Geschäftsleute sind: durch ihre morallose Hemdsärmligkeit hatten sie (alles nach der Devise `der Ehrlichste ist der Dümmste!`) dem konventionellen Geschäftsmann viel voraus. In dem Wirtschaftsleben Europas, durch strengste Ehrenkodexe des traditionellen Kaufmannes bedingt, war die Bauernfängerei nicht nur verpönt, sondern schlichtweg unvorstellbar. Der traditionelle Kaufmann handelte ja strikt nach dem Kantschen Grundprinzip der Moral, denn seine alte, tiefe Kultur hatte ihn ja belehrt dass er mit der bona fide am besten fährt. Wollte er sich auf seine Geschäftspartner unbedingt verlassen, musste er selbst als absolut vertrauenswürdig gelten. Eine Unregelmässigkeit im Geld- oder Warenverkehr und schon gab es für den ehrenwerten Kaufmann keinen anderen Ausweg als Selbstmord, um seine Ehre zu retten.
Und dann kommt der smarte Ami zu so einer ehrlichen Haut, redet einen schwindelig im Kopf, verspricht das Blaue des Himmels und legt solch einen praktisch mühelos herein. Wobei er durch seine Beredsamkeit und Schläue stets eine weisse Weste zu behalten versteht. Das war ihnen also ein Leichtes, die ganze Welt auszunehmen.
Und so bereiteten sich die Amis in der ganzen Welt aus.
Was dann für alle Wirtschaften bedeutete, sich entweder auf die rücksichts- und morallose Standards der Amis anzupassen und selbst Amerikaner zu werden, oder aber zu verarmen.
So kann auch in diesem Fall nur eine Weltregierung Abhilfe bringen. Eine Kraft also, die globale Spielregeln kreiert und durchsetzt, an die sich alle zu halten haben. Diese Regeln sollen dann ohne juristische Schnörkeleien in einfacher, kristallklare und unmissverständlichen Sprache abgefasst sein, um jede Möglichkeit einer Fehlinterpretation von vorneherein auszuschliessen.
Erst ab da wäre es möglich, die Wirtschaft von diesem verheerenden Raub der Werte abzuhalten, die eindeutig der ganzen Menschheit gehören und nun von einer Handvoll Elitärer eingesackt und als Privateigentum angesehen werden.
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