Gerade gestern gab es in den Sentenzen zum Sonntag diesen Spruch hier:
Schaut man sich die Qualitäten der Menschen an, die heute als gross und überragend gefeiert werden, verlieren auch die Grossen der Vergangenheit ihre Aura und Autorität.
Ich weiss nicht, wie das früher war, aber heute ist es fast unmöglich, vor irgendeinem Menschen aufrichtigen Respekt zu haben. Schon der Zeitgeist tendiert mehr so Richtung Ekel: (Geld-)Gier, Egoismus und Falschheit sind nicht gerade Eigenschaften, die den Respekt einflössen. Nicht, dass an dem Zeitgeist allzu viel auszusetzen wäre: bei 7 Milliarden Menschen und dieser Führung (die wir haben) kann man eigentlich nichts besseres erwarten; vllt ist die Menschheit sogar besser als ihr Ruf. Allerdings teilt man den Respekt unter den Kriterien aus, die sich als Erfahrungswerte in den Genpool des Humanismus äussern. Und da hapert es dann.
Es gibt viele, die angeblich unseren Respekt verdienen, wenigstens versuchen es die Medien uns diesen oder jeden Menschen als respektwert anzupreisen, doch das ist grundsätzlich das leere Gerede. Man nimmt nur den Papst an, von den Medien als beispielloser Mensch verschrien: angeblich ein Mensch, den es in den Generationen nur 1x gibt. Beim näheren Hinschauen aber ein Mensch praktisch ohne Eigenschaften: farblos, grau, banal und langweilig, abgesehen von Plattitüden absolut nichts sagend. Dazu noch offensichtlich auf geradezu unanständige Weise profilierungsgeil, dazu noch mit einem Denken, das selbst für einen Papst nur allzu antiquiert und veraltert ist, was ihn zuweilen auch richtig dumm erscheinen lasse. Also, unter den Menschen, die ich respektieren würde, gäbe es ihn garantiert nicht. Da empfinde ich vor einem Obdachlosen im nahen Park hier, den ich oft sehe, der sein stilles, unauffälliges Leben am Rande der Gesellschaft fristet, sich nie beklagt, nie bettelt, sich mit allem abfindet, der trotz seinem Elend eine eindrucksvolle Charakterstärke ausstrahlt, wesentlich mehr Achtung.
Als ich dieses Artikelchen hier sah, kam mir diese Frage in den Sinn, ob es heute überhaupt noch Menschen gibt, die wegen ihrer wahren Verdienste Respekt verdienen? Dieser Mensch nämlich, verdient auf jedem Fall unseren Respekt. Bedenkt man die Hölle eines Knastes in einem Drittweltland, dazu noch ein christliches Drittweltland, so kann man sich gut vorstellen, was für Dienste dieser Herr Lehnert diesen 138 Menschen geleistet hatte. Ein Knast ist an sich ein Ort der Hoffnungslosigkeit; je ärmer das Land, umso hoffnungsloser der Knast. Dazu kommt noch die brutale Barmherzigkeit der Christen (die in so einem Primitivland wie Philippinen extrem zum Ausdruck kommt), die mit ihrem Mitleiden grausamer sind als in ihrem Hass, aber das ist hier nicht vom Belange. Wer also so vielen Menschen etwas Hoffnung wiedergibt, der verdient schon unseren vollen Respekt.
Das ist zugleich auch die Antwort auf die Frage, ob es heute Menschen mit Anspruch auf Respekt gibt. Die gibt es in der Tat, allerdings sind das nicht jene, die uns als Respektpersonen quasi aufgezwungen werden, also die so genannten `grossen Menschen` (Politiker, Wissenschaftler, Künstler, Philanthropen, Mäzenen usw, usf, etc). Das sind nur Menschen, die Kraft des Vorurteils als respektwert gelten, in Wahrheit arbeiten sie letztendlich im Sinn des Systems, im Endeffekt also gegen die Menschheit. Wirklich ehrbar können nur die Menschen sein, die in kleinen Dingen und (am besten) im Verborgenen Dienste an Menschen tun. Das kann, als Beispiel, ein Arzt im Krankenhaus sein, der an der Ordnung des Hauses vorbei etwas für die Patienten in ihrem individuellen Sinn tut, was für sie besser ist, als die eingespielte Hilfe, die an keine individuellen Eigenschaften Rücksicht nimmt. Oder eben so ein Mensch, der seine freie Zeit dazu verwendet, um in dieser hoffnungslosen Zeit diesem oder jenem zu etwas Hoffnung zu verhelfen
Oder etwas anderes
Ähnliches
Vllt etwas, was an sich niemand richtig bemerkt, was aber diese verzeitgeistigte Welt doch hier und da etwas weniger unbeugsam, etwas heller, zuversichtlicher
etwas stärker macht.